15 Inseln - mehr nicht, aber das reicht. Für einen Törn, der anders ist, als woanders. Die Kapverden sind nichts für Cocktailsegler!
Der Archipel liegt westlich der Sahara und nahe beim Äquator. Er trägt infolgedessen seinen Namen zu unrecht, denn hier ist nicht mehr sehr viel verde - grün. Der Name muss aus einer anderen Zeit übernommen sein, als es hier noch ein feuchteres Klima gab.
1456 entdeckten portugiesische Seefahrer den Archipel. Menschenleer war es schon damals aus gutem Grund: kaum Wasser, wenig fruchtbarer Boden, eine Welt aus Sonne und Wind.
Die Inseln werden in zwei Gruppen unterteilt, in barlavento und sotavento, "im Wind" und "unterm Wind", was aber wenig Unterschied macht. Im Norden sind sie nach Heiligen benannt: São Nicolau, São Vicente und Santo Antão, vielleicht weil sie noch ein Stück weiter im Atlantik draußen liegen und etwas mehr vom Regen abbekommen, weshalb sie auch die "Agrarinseln" heißen.
Die Inseln in der Mitte, Maio und Sal, sind Wüsten aus Salz und Sand. Auf Brava, einer der wildesten im Süden, fühlen sich vor allem Blumen wohl - Heerscharen von Hibiscus und anderen südländischen Blütenräuschen wuchern hier allerorts - die Menschen dagegen sind fast alle ausgewandert. Unbewohnt sind Santa Lucia, Branco und Razo barlavento und die Gruppe Ilhéus Secos sotavento.
Santiago, die größte mit der Inselhauptstadt Praia, florierte zu Zeiten des Sklavenhandels als Umschlagplatz auf dem Weg nach Amerika. Die Abschaffung der Sklaverei machte das Geschäft kaputt und die Station ging bankrott.
Dafür erlebte Boavista, die östlichste Insel, einen Höhenflug mit dem Handel aus den natürlichen Salzsalinen. Auf den anderen Inseln machte man ebenfalls gute Geschäfte: unzählige Schiffe strandeten an ihren Küsten und Riffen, angeblich weil ungenaue Seekarten und eine geologische Störung des Magnetfeldes die Navigationsinstrumente täuschten.
Hartnäckig geleugnet wird von den Einheimischen das Gerücht, wonach ihre Vorfahren Laternen an die Schwänze ihrer Esel banden und sie nachts am Strand auf und ab führten Strandete ein Schiff, wurde es bis auf den letzten Nagel geplündert. Solche Ereignisse nannte man moia - Überfluss.
Fogo - was nach Feuer schmeckt - besteht vor allem aus einem Vulkan, dem 2.829 m hohen Pico de Fogo, letzter Ausbruch 1995. Seit Mitte des 16. Jahrhunderts hat der Inselberg 29 mal Feuer gespuckt, glühende Steine ins Meer gehustet und Nächte rot gefärbt.
Die Inseln im Nordwesten sind jung-vulkanisch und ziemlich hochgebirgig, die östlichen älter und flacher.
Nur 30 Seemeilen vom Pico de Fogo entfernt liegt Praia, die Hauptstadt des Archipels, an der Südküste von Santiago. Ungehorsam in Praia bestraften die Portugiesen mit Exil auf Fogo - kaum jemand konnte sich etwas Schlimmeres vorstellen. An Fogos Westküste liegt das Städtchen São Filipe. Bunt auf schwarzem Sand errichtet, schützt es die letzten Herrschaftshäuser vor dem Einsturz, deren Architektur der kolonialen Gesellschaft nach-empfunden war: oben die Weißen, im Erdgeschoss die von ihnen in die Welt gesetzten kakaobraunen Mulatten, im Keller die schwarzen Sklaven.
Mindelo auf São Vicente liegt an der zweitschönsten Bucht der Welt - die schönste soll die von Rio sein. Angeblich wird in Mindelo im Februar auch der zweitwildeste Karneval gefeiert. Hier liegen auch die gepflegten Charteryachten an der Ausgangsbasis für Ihren Kapverden-Törn.
Abgesehen von den Portugiesen, den einstigen Kolonialherren der heute unabhängigen parlamentarischen Demokratie, kommen die meisten Besucher der Kapverden aus Italien, Frankreich und Deutschland. Viele von ihnen bleiben gleich auf Sal - wo es den größten Flughafen gibt.
Sie suchen genau das, was Sal in Hülle und Fülle hat: endlose Strände, kräftigen Wind und eine erhabene Dünung. Vor allem von November bis Juni, wenn die Insel zwischen Nordost-Passat und Harmattan stöhnt, wird Sal zum Eldorado für Surfer und Wellenreiter. Dies ist auch die beste Zeit für Segler, die eine gehörige Portion Abenteuerlust eines Indiana Jones im Blut haben sollten, wenn sie auf den Kapverden zu einem Entdeckertörn die Leinen los werfen.